Namaste liebe Leser,
Nach sechs Wochen in Indien und insgesamt etwa vier Monaten im asiatischen Raum ist für uns die Zeit gekommen, zu neuen Ufern aufzubrechen. Während ich diese Zeilen schreibe, sitze ich am Flughafen von Delhi und frage mich selbst, was ich denn nun eigentlich halte von dieser größten Demokratie der Welt.
Im Prinzip fällt mir nur ein einziges Wort ein, mit dem man dieses Land beschreiben kann: überwältigend. Indien ist nicht wie andere Länder. Indien nimmt den Besucher vom ersten Tag an ganz und gar gefangen. Ich wage sogar zu behaupten, Indien ist das bunteste, verrückteste und schnelllebigste Land auf dieser Welt. So sehr wir das Chaos auf Indiens Straßen manchmal verflucht haben, so sehr werde ich das Durcheinander aus Chai- und Omeletteverkäufern und Touristenschleppern, aus den bunten Saris der Frauen und den schmutzigen Gesichtern der Kinder vermissen. Jedes andere Land wirkt blass gegenüber dem Abenteuer Indien.
Bezeichnend, dass es Indien gelungen ist, uns heute ganz zum Schluss noch einmal zu überraschen. Zum einen mit einer der schlimmsten Taxifahrten meines Lebens. Vieles haben wir gerade auf asiatischen Straßen schon über uns ergehen lassen müssen, doch als unser Taxifahrer mit sechzig Sachen im Slalom rund um die gigantischen Betonsäulen der Metro raste, nur um anschließend mit Kleinlastern und Rickschas eine Art Straßen-Tetris zu spielen, habe ich mich dann doch am (abgeschnittenen) Gurt festgeklammert und ein Stoßgebet zum Himmel geschickt. Wundersamerweise heil angekommen, folgte dieser irren Fahrt einer der für Indien so typischen Gegensätze. Das Taxi setzte uns vor einem Terminal des Flughafens von Delhi ab, das mit seiner Modernität und Sauberkeit so einige europäische Airports vor Neid erblassen ließe. Und diese himmlische Ruhe in den majestätischen Hallen! Ich werde aus diesem Land einfach nicht schlau.
Trotz aller Faszination, die Indien nach wie vor auf mich ausübt, freue ich mich in diesem Augenblick aber auch wahnsinnig auf unser nächstes Ziel: Spanien. Ihr könnt euch nicht vorstellen, welche Anziehungskraft beispielsweise der Gedanke an westliche Supermärkte momentan auf uns ausübt! Oder die Freude auf ein Land, in dem wir nicht kontinuierlich von allen Seiten angestarrt werden, als wären wir irgendwelche Hollywood-Superstars (oder grüne Marsmännchen, würde auch keinen Unterschied machen). Nach neun Monaten in der Ferne haben wir manches zu schätzen gelernt, das wir vorher für selbstverständlich hielten, und so sage ich nun voller aufrichtiger Vorfreude: Europa, wir kommen! ;-)
Geschrieben am 24.05.2014, 00:45 Uhr, Flughafen Delhi