Guten Abend liebe Leser!
Nach neun wunderbar erholsamen Tagen im Anand Prakash Ashram in Rishikesh sind wir vorgestern spät abends in Delhi angekommen. Der Unterschied könnte größer kaum sein. Hier (für indische Verhältnisse) idyllische Ruhe, Yoga, Meditation und Entspannung, dort Menschenmassen, Lärm und zahllose Touristenschlepper :-)
Dennoch gefällt uns Delhi überraschend gut. Ich kann mich nicht erinnern, auf unserer Reise eine vielfältigere Stadt gesehen zu haben als diese! Da wäre zum einen Old Delhi mit seinen imposanten kulturellen Relikten wie dem Roten Fort.
Auch wenn dieses bestenfalls ein bescheidener Verwandter des beeindruckenden Forts in Agra ist, so zeugt es doch von der historischen Bedeutung dieser Stadt. Dann gibt es das Regierungsviertel in New Delhi mit den britischen Prachtbauten und seinen schnurgeraden, baumgesäumten Straßen. Errichtet um die Macht der Briten über den indischen Subkontinent zu demonstrieren, dient es nun schon viel länger den Indern als seinen Erbauern. Modernes Herz dieser kosmopolitischen Stadt wiederum bildet der in Segmente zerteilte Connaught Place mit seinen internationalen Geschäften, sündhaft teuren Restaurants und noch teureren Bars.Nur eins ist in allen Vierteln gleich - es ist heiß. Unerträglich heiß. Bei über 40 Grad lief uns der Schweiß in Bächen die Rücken hinab, und so entflohen wir heute Nachmittag der drückenden Hitze für ein paar Stunden in die verlockende, dunkle Kühle eines Kinosaals.
Natürlich sollte es ein indischer Film sein, und die Auswahl fiel auch nicht schwer - in allen Kinos lief dieselbe Produktion: 2 States. Zwar nur auf Hindu ohne englische Untertitel, doch das war kein Problem. Die Handlung lässt sich ohnehin auf einem Post-it umfassend beschreiben: ein junges Paar lernt sich an der Universität kennen und lieben, doch die kulturellen Unterschiede ihrer Familien (er aus Punjabi im Norden, sie aus Tamil Nadu im Süden) stehen ihrer gemeinsamen Zukunft im Weg. Mit Geschick und Glück überzeugen sie jedoch zuerst die eine, dann die andere Seite, dass sie zusammen gehören, und feiern am Ende eine rauschende Hochzeit.
Spannend für uns war jedoch, wie viel dieser Film über die indische Gesellschaft und ihre Gedankenwelt aussagt. Sei es der nordindische Patriarch, der Frau wie Sohn mit Ohrfeigen auf den richtigen Weg zu bringen versucht oder der Versuch der südindischen Eltern, die Heirat ihrer Tochter mit einem angemessenen Ehegatten zu arrangieren - die Unterschiede zu unseren kulturellen Vorstellungen wurden uns geradezu auf dem Silbertablett serviert. Damit es auch ja nicht langweilig wurde, garniert mit den typischen Bollywood-Tanzeinlagen zu jeder passenden (und unpassenden) Gelegenheit. Wer wissen möchte, wie Indien tickt, sollte sich diesen Film unbedingt ansehen!
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