Freitag, 16. Mai 2014

Stahlseil mit Aussicht

Hallo liebe Leser,

Unsere Abreise aus Jaipur gestaltete sich weniger einfach als erwartet, unser Zug hatte nämlich fünf Stunden Verspätung. Dadurch verzögerte sich unsere Ankunft in Jodhpur bis tief in die Nacht. Erst gegen 22:30 Uhr erreichten wir unser Hostel, welches - allen positiven Bewertungen im Internet zum Trotz - das wohl schmutzigste Badezimmer unserer Reise aufwies. :-( Doch so spät in der Nacht wollten wir nicht mehr umziehen. Aufgrund der späten Uhrzeit musste auch das Abendessen entfallen.

Am nächsten Morgen wollten wir das mit einem ordentlichen Frühstück wettmachen. Doch da die Reisezeit hier in Rajasthan schon so gut wie vorbei ist, hatten viele Restaurants bereits geschlossen. So blieb uns für unser Frühstück nur eine Empfehlung aus dem Lonely Planet: Vicky Chouhan's Omelette Shop. Der winzige Stand bietet nur ein einziges Gericht: Omelettes in allen Variationen. Das war zwar nicht unbedingt, was wir uns vorgestellt hatten, doch immerhin war das Essen gut und sättigend, so dass wir anschließend mit dem Sightseeing beginnen konnten.

Jodhpur hat, wie so viele indische Städte, ein großes Fort über der Stadt zu bieten. Nachdem wir schon so viele ähnliche Gebäude gesehen hatten, überlegten wir kurz, gar nicht erst hinaufzugehen - ein Glück, dass wir es doch getan haben! Von allen Forts war Mehrangarh das schönste, mit reich verzierten Sandsteinmauern und einer atemberaubenden Aussicht über die "blaue Stadt"!

Auf dem Gelände des Forts gibt es auch eine "Flying Fox" genannte Attraktion - sechs lange Seilbahnen durchziehen das Gelände, die man ähnlich wie in einem Hochseilgarten hinabrasen kann. Mit einem wundervollen Blick über die Stadt natürlich!

Das wollte ich unbedingt erleben, doch vor der ersten Seilrutsche rutsche mir dann doch das Herz in die Hose. Bestimmt fünfzig Meter lang war das Seil, es führte über Bäume und Abhänge hinweg zu einem anderen Teilstück des Forts. Doch nachdem sich ein junges indisches Mädchen ohne jedes Zögern in das Abenteuer gestürzt hatte, wollte ich nicht als Feigling dastehen. Also Augen zu und durch! In dem Moment, in dem meine Füße den sicheren Grund verließen, war mir ganz schön mulmig zumute, doch als ich die tolle Aussicht auf die leuchtend blauen Häuser der Altstadt bemerkte, begann ich die Sache zu genießen! Die verbleibenden fünf Seilrutschen waren dann nur noch ein Riesenspaß ;-)

So hat sich eine Stadt, die auf den ersten Blick wenig spannend erschien und die wir eher als einen kurzen Zwischenstopp auf einer langen Fahrt in Richtung Westen angesehen hatten, als einer der nettesten Orte unserer Tage in Indien entpuppt!

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