Freitag, 27. Juni 2014

Seltsam, aber schön

Hallo liebe Leser, seit fast anderthalb Wochen sind wir nun also wieder zurück in Deutschland. Seitdem bin ich oft gefragt worden, wie es sich anfühlt, nach so langer Zeit auf einmal wieder an bekannten Orten in bekannte Gesichter zu sehen. Darauf antworte ich meistens "seltsam, aber schön". Das trifft auch tatsächlich am besten, was ich in diesen Tagen fühle. Immer wieder gibt es Momente, in denen ich mich so richtig freue, wieder zu Hause zu sein, insbesondere wenn ich lieben Menschen begegne, die ich lange nicht mehr gesehen habe. Aber auch über so simple Dinge wie lang vermisste Produkte aus dem Supermarkt (vom simplen Speisequark bis zur Milchschnitte) freue ich mich. Börni wiederum futtert sich in diesen Tagen quer durch die bayerische Küche :-) Mindestens ebenso oft gibt es aber auch Momente, in denen es wirklich seltsam ist, sich wieder im deutschen Kulturraum zu bewegen. Schönstes Beispiel: unser erster Termin beim Arbeitsamt, beziehungsweise der Agentur für Arbeit, wie es jetzt ja so schön heißt. Da das Arbeitsamt zunächst unsere Krankenversicherung übernimmt, mussten wir uns dort gleich am ersten Tag nach unserer Ankunft in Deutschland melden. Also standen wir gleich morgens dort am Empfang. Zunächst drückte man uns ein Formular in die Hand, das wir ausfüllen sollten. Ich hatte allerdings erst drei Zeilen geschafft, da wurde ich auch schon aufgerufen. Die Dame war zwar sehr freundlich zu mir, doch schon beim Blick in den Reisepass hieß es: ohne Meldebestätigung von der Gemeinde kann ich Ihren Fall nicht aufnehmen. Also wurden Börni und ich erst einmal wieder nach Hause geschickt, wo wir unsere Unterlagen nach der Meldebestätigung vom letzten Herbst durchsuchten. Zum Glück war sie recht schnell gefunden, ebenso wie all die anderen Unterlagen, die die Dame sich gewünscht hatte, und wir konnten erneut die fünfzehnminütige Fahrt zur Agentur für Arbeit antreten. Dieses Mal wurde die Arbeitslosmeldung bearbeitet, und mit einem dicken Stapel Papiere durften wir uns wieder auf den Heimweg machen. Tja, so ist Deutschland eben :-) Was ich allerdings überhaupt nicht empfinde, ist Wehmut darüber, dass unsere Reise jetzt vorbei ist. Natürlich ist es nicht ganz einfach, wieder den Weg zurück ins "bürgerliche" Leben zu finden, die Suche nach einer Wohnung und einem neuen Job frisst jeden Tag mehrere Stunden, doch ich gehe diese Herausforderung optimistisch an. Wenn ich zurückblicke, dann voller Stolz auf das, was wir geschafft und erlebt haben, und mit dem sicheren Gefühl, dass es nicht unsere einzige längere Reise gewesen sein wird. Nun aber stehen andere Dinge wieder im Vordergrund, und das ist auch gut so. Drückt uns die Daumen, dass wir uns schnell wieder einfinden! :-)

Sonntag, 22. Juni 2014

Il grande finale

Hallo liebe Leser, nach zehn langen und abenteuerreichen Monaten „on the road“ war am Montag der letzte Tag unserer großen Reise gekommen. Was macht man nun an so einem letzten Tag? Feiern, was das Zeug hält? Noch einmal eine ganz verrückte Sportart ausprobieren? Bungeejumping vielleicht? Wir haben uns für eine eher gemütliche Art entschieden, den letzten Tag unserer Reise zu begehen, und ein Zimmer im vielleicht besten Hotel Malagas gebucht. Das „Posada del Patio“ ist mit fünf Sternen ausgezeichnet, und selbst unser Standardzimmer hatte einiges zu bieten, unter anderem ein Bad mit Badewanne und durch Glastüren abgetrenntem WC oder einen riesigen Flachbildfernseher. So gut gefiel uns das Zimmer, dass wir erst einmal gar nicht mehr heraus wollten. Für achtzehn Uhr war an diesem Tag das erste Deutschlandspiel angesetzt, und nachdem Public Viewing in Spanien ohnehin nicht so verbreitet zu sein scheint, haben wir es uns stattdessen im Bademantel und mit einem Tässchen Tee vor dem Fernseher gemütlich gemacht :-) Das Spiel verlief ja bekanntlich zu unserer allergrößten Zufriedenheit, und so waren wir blendender Laune, als wir uns im Anschluss daran auf den Weg zum Abendessen machten. Das Restaurant, das wir für diesen Abend gewählt hatten, war klein aber fein. Beim vielleicht besten Essen unserer Reise, ganz sicher aber dem besten Essen unserer Zeit in Spanien ließen wir unsere Reise Revue passieren. Gemeinsam erinnerten wir uns zurück an die schrecklichsten Busfahrten, die schönsten Ausflüge und die Leute, die uns am meisten in Erinnerung geblieben sind und so weiter und so fort. Ein letzter Spaziergang durch die wunderschöne Altstadt Malagas rundete unseren letzten Abend ab. Was für ein schöner Ausklang!

Montag, 16. Juni 2014

Strand-Hopping am Cabo de Gata

Guten Morgen noch einmal!

Unsere Reise nähert sich langsam aber sicher ihrem Ende. Doch bevor wir nach Hause fahren, wollen wir auf jeden Fall noch einmal so viel Sonne wie möglich tanken! So knackigbraun wie in Thailand werden wir zwar vermutlich nie wieder, aber dennoch wäre es schön, wenn auch unser Teint von unserem extralangen Sommer zeugen würde. ;-)

Besonders schöne Strände findet man hier in Andalusien in und um Almería, insbesondere im Nationalpark "Cabo de Gata". Angeblich handelt es sich hierbei um die trockenste Ecke von ganz Europa, nur Kakteen und andere Sukkulenten wachsen hier noch. Auf den ersten Blick kein sehr anziehender Ort, sondern eine karge Einöde. Doch zwischen den trockenen Hügeln und dem leuchtend blauen Mittelmeer verstecken sich zahlreiche wunderschöne Strände, die oft nur zu Fuß zu erreichen sind.

Gegen Mittag machten wir uns von Almería aus auf den Weg. Wir passierten riesige Obst- und Gemüseplantagen, deren weiße Plastikzelte in der Sonne den Geruch von feuchter Erde ausstrahlten, und die Salinen, in denen noch heute Salz aus dem Wasser des Mittelmeers gewonnen wird. Zahlreiche Flamingos kann man hier beobachten, wie sie mit ihren Schnäbeln im flachen Wasser nach Nahrung suchen.

Bald danach erreichten wir einen alten Leuchtturm, den wir kurz besichtigen wollten. Der Strand dahinter erwies sich allerdings als so einladend, dass aus dem kurzen Stopp gleich ein ausgiebiges Sonnenbad wurde! :-) Auch das Wasser ist uns mittlerweile warm genug, so dass ich mich mit einem Sprung ins kühle Nass erfrischen konnte.

Der größten Hitze in der Mittagszeit entflohen wir, indem wir mit weit geöffneten Fenstern durch den Park fuhren, durch kleine Dörfer und über abenteuerliche Küstenstraßen, mit dem Meer immer im Blick und dem Wind in den Haaren. Dann erreichten wir einen der angeblich schönsten Strände des Parks, die "Playa de los Genoveses". Von zwei Halbinseln auf beiden Seiten begrenzt liegt der Strand in der Tat sehr schön und bietet vor allem ein flaches Ufer, an dem man relativ weit ins Meer hinaus spazieren kann. Nur die Algen, die hier gerade angespült wurden, trübten das Bild ein wenig. Dennoch gönnten wir uns noch einmal ein Bad und eine Stunde in der Sonne, bevor wir uns auf den Heimweg machten. Ein herrlicher Tag!

Que vergüenza!

Guten Morgen liebe Leser!

Endlich ist es wieder soweit: die Fußball-Weltmeisterschaft hat begonnen! Leider sind wir nun zwar nicht wie zwischendurch geplant in Brasilien live mit dabei, aber für die Spiele interessieren wir uns natürlich trotzdem!

Da wir gerade in Andalusien sind, wollten wir uns natürlich den ersten Auftritt der spanischen Mannschaft nicht entgehen lassen. Von deutschen Fussballtraditionen geprägt, machten wir uns gut eine Stunde vor Anpfiff auf den Weg, um eine Bar zu finden, in der wir das Spiel ansehen konnten. Aber was war das? Statt voller Bars erwarteten uns leere Stuhlreihen und freie Tische, selbst direkt vor den überall aufgestellten Fernsehern. Entweder halten die Spanier nichts davon, Fußball in der Öffentlichkeit zu schauen, oder der größte Teil der Fans hatte sich an einem Ort versammelt, von dem wir nichts wussten. Jedenfalls waren uns alle Bars im näheren Umkreis unserer Übernachtung eher zu leer als zu voll. ;-)

Schließlich ließen wir uns in einer kleinen Tapas-Bar nieder, in der sogar noch ein Tisch unmittelbar vor dem großen Flachbildschirm frei war und bestellten uns etwas zu trinken. Zu diesem Zeitpunkt war nur ein einziger weiterer Gast anwesend, ein Mann am Nachbartisch, der uns (vermutlich wegen unseres "unspanischen" Aussehens) gleich erst einmal fragte, ob wir denn auch für Spanien seien. Selbstverständlich antworteten  wir brav mit "ja" :-)

Das Spiel, das die meisten von euch wohl auch gesehen haben, begann denn ja auch für die Spanier sehr zufriedenstellend. 40 Minuten lang herrschte am Nachbartisch und bei den Kellnern allerbeste Laune. Doch dann holten die Holländer zum Gegenschlag aus, und während wir uns bei jedem Tor heimlich freuten, kippte die Laune um uns herum ins Gegenteil. Nach dem 4:1 wollte sich einer der Kellner das Trauerspiel nicht länger ansehen und zog sogar kurzzeitig den Stecker :-) Ein anderer fand keine anderen Worte mehr als ein entsetztes "Que vergüenza!" ("Welche Schande!").

Am nächsten Tag zierte die Sportzeitung "Marca" ein komplett schwarzes Titelblatt. Doch mittlerweile zeigen sich die Spanier zunehmend solidarisch mit ihrer Mannschaft, überall hört man jetzt "La roja si puede!" ("Die Roten können es doch!"). Ob sie Recht haben, werden wir am Mittwoch sehen, wenn Spanien gegen Chile antritt. Auf welcher Seite wir beide stehen werden, ist klar! ;-)

Freitag, 13. Juni 2014

Von Wachteln und Schnecken

Guten Abend liebe Leser,

Vier Tage haben wir in Sevilla verbracht. Neben den zahlreichen touristischen Attraktionen wie zum Beispiel der größten Kathedrale der Welt stand die kulinarische Tradition dieser Stadt im Mittelpunkt unseres Besuchs. Schon am ersten Tag unseres Aufenthalts entdeckten wir eine kleine Bar, in der es zu jeder Tageszeit vor Gästen nur so wimmelte. Schnell fanden wir den Grund: egal ob Spinat in würziger Käsesauce, hausgemachte Kroketten oder Brötchen dick mit Schinken belegt, die Tapas schmeckten hier einfach fantastisch! Dazu ein Glas eisgekühlter "Tinto de Verano" - eiskalter Rotwein mit Zitronenlimonade, ein Getränk, das vermutlich nur hier unter der heißen Sonne des Südens Spaniens so richtig schmeckt :-) Mehr als einmal quetschten wir uns zwischen die zahlreichen Gäste an der Bar, um dem Kellner unsere Bestellung ins Ohr zu brüllen. Auch wenn wir nie den Eindruck hatten, dass er uns überhaupt zuhörte, wir bekamen doch immer was wir wollten :-)

Noch außergewöhnlicher war allerdings das Essen in der Bar "Ruperto" in die uns unsere Gastgeber Laura und Felix entführten. Von außen ist diese Bar wenig verlockend: weiße Plastiktische, keine Sitzgelegenheiten, und überall auf dem Boden liegen Servietten und Essensreste, so dass es ein bisschen aussieht wie am Würstchenstand im Stadion am Ende der Halbzeitpause :-)
Doch wer schon einmal in Spanien war, der weiß, dass hier die schmutzigsten Bars oft das beste Essen servieren, und auch in diesem Fall ist das "Ruperto" in ganz Sevilla berühmt. Wer hierher kommt, möchte im Normalfall nur eines essen: knusprig gegrillte Wachteln.
Keine zwei Minuten nach der Ankunft hatten auch wir jeweils eines dieser winzigen Vögelchen vor uns liegen. Bisher hatte ich noch nie eine Wachtel gegessen, also probierte ich vorsichtig eines der mageren Beinchen. Der Geschmack? Durchaus lecker, knusprig, ein bisschen wie die leckeren Grillhendl vom Volksfest, aber jetzt auch nicht soooo außergewöhnlich, dass ich dafür durch ganz Sevilla fahren würde :-)

Die zweite Spezialität, die unsere Gastgeber uns kredenzten, war da schon eine andere Hausnummer: ein großer Teller Schnecken. Auf die Tatsache, dass man bei genauerem Hinsehen noch die kleinen Gesichter mit den "Antennen" auf den Köpfen sehen konnte, war ich ja noch gefasst gewesen, aber der Anblick, wenn man die gekringelten Körper aus dem Schneckenhaus zieht... aus Anstand habe ich eine Schnecke hinuntergewürgt, aber anfreunden kann ich mich damit nun wirklich nicht. Börni hatte da allerdings weniger Hemmungen und hat gleich den ganzen Teller leergeputzt :-) Dennoch ist die andalusische Küche mit Sicherheit eine der besten auf unserer Reise!

Sonntag, 8. Juni 2014

Ein verrückter Tag

Guten Abend noch einmal,

Nach unserem Ausflug nach Gibraltar wollten wir uns am nächsten Tag eigentlich an einen der berühmten Strände von Tarifa legen und das süße Nichtstun genießen. Doch die Sonne versteckte sich immer wieder hinter den Wolken und ein kräftiger Wind wehte durch die Stadt. So kam es, dass wir uns kurzfristig entschieden, einen Whale Watching-Ausflug zu machen! Bei einem bedrückenden Vortrag klärte uns die Stiftung, die die Ausflüge anbietet und die Wale und Delfine in der Straße von Gibraltar erforscht, zunächst einmal über die traurigen Realitäten des Fischfangs und des Schiffsverkehrs auf, unter denen die Tiere leiden. Dann ging es im Schnellboot hinaus aufs Meer.

Zu Beginn geschah nicht viel, und ich hatte schon die Befürchtung, auf dieser Fahrt nicht allzu viele Meeressäuger zu Gesicht zu bekommen, als plötzlich ein Ruck durchs gesamte Boot ging und alle Passagiere auf die linke Seite strömten. Ein Wal war gesichtet worden! Schnell stellte sich heraus, dass es nicht nur einer war, sondern gleich eine Gruppe von fünf Tieren, und es waren nicht irgendwelche Wale, sondern Finnwale, die zweitgrößten Tiere der Welt! Selbst die Praktikantin der Stiftung, die seit vier Wochen tagtäglich auf dem Boot gewesen ist, war völlig aus dem Häuschen, denn eine so große Gruppe hat echten Seltenheitswert! Zu unserer Freude blieben die Tiere eine ganze Weile an der Oberfläche, sie schwammen parallel zu unserem Boot, so dass wir wunderbar beobachten konnten, wie sich ihre endlosen Rücken aus dem Wasser hoben. Auch ein Jungtier war dabei, das seiner Mutter nicht von der Seite wich. Ich hätte ihnen ewig zusehen können.

Doch der Ausflug hielt noch weitere Überraschungen für uns bereit: einen Pottwal, eine große Gruppe Tümmler und eine kleinere Gruppe der putzigen Grindwale besuchten uns ebenfalls! Mit so vielen Sichtungen hatten wir keinesfalls gerechnet, und alle an Bord waren schwer begeistert.

Am Nachmittag fuhren wir dann weiter nach Cadiz, wo wir uns für die Nacht über Airbnb bei Elsa und Staan einquartiert hatten. Wie sich bei unserer Ankunft herausstellte, hatten sie das Haus - ein ehemaliges Waisenhaus - gerade erst bezogen, und so wirkte alles noch etwas improvisiert. Doch die beiden waren super nett und luden uns für den Abend zum Paellakochen in das Hostel ein, in dem Staan arbeitet. Das machte das Chaos im Haus locker wieder wett. :-) Allerdings gab es ein paar Probleme mit den brandneuen Schlüsseln: als wir nachts nach Hause kamen, konnten wir unser Zimmer nicht aufschließen! Im Haus lagen zwar überall Schlüssel, doch der richtige war leider nicht dabei. Staan und Elsa waren noch nicht zu Hause, doch da wir wussten, wo wir sie finden würden, machte ich mich letzten Endes mitten in der Nacht auf die Suche nach ihnen! Zum Glück traf ich sie einige Straßen weiter, und sie eilten sogleich mit mir nach Hause, um mit uns nach dem richtigen Schlüssel zu suchen, der sich schließlich in einer Tüte in ihrem Büro fand ;-) Todmüde fielen wir dann gegen ein Uhr schließlich ins Bett.

Samstag, 7. Juni 2014

Eine Reise in die Vergangenheit

Guten Abend liebe Leser,

Von Ronda aus sind wir an einen Ort gefahren, den ich schon sehr gut kenne - Gibraltar. Im Rahmen meiner Magisterarbeit habe ich 2009 einige Wochen dort verbracht und so war ich gespannt, was sich verändert hatte und was noch meiner Erinnerung entsprechen würde.

Schon aus der Ferne grüßte uns "The Rock", der riesige Felsen, an dessen Ufer sich Gibraltar schmiegt. Der Weg dorthin hat sich in den letzten Jahren wenig verändert - noch immer muss man die Landebahn des Flughafens überqueren, um in die Stadt zu gelangen. Wir hatten Glück - unmittelbar nach uns wurde der Übergang gesperrt und wir konnten die Landung eines A320 der Monarch Air aus nächster Nähe bestaunen!

Eine Welle der Erinnerungen überflutete mich, als wir wenig später den Casemates Square am Beginn der Haupt-Einkaufsstraße erreichten. Hier habe ich damals Tag für Tag gestanden und Fragebögen  an die Gibraltarianer verteilt ;-) Erstaunlicherweise sieht es hier noch exakt so aus wie damals, dieselben kleinen Restaurants bieten Fish&Chips für die zahllosen Kreuzfahrttouristen, Duty Free Geschäfte verkaufen ihnen günstigen Alkohol und Zigaretten. Alles ist auf eine merkwürdige Art und Weise britisch, von den roten Telefonzellen über die Straßenlaternen und die britischen Modeläden, die die Straßen säumen. Hier wird sogar mit Pfund bezahlt, mit Noten, die exklusiv für Gibraltar gedruckt werden (aber natürlich auch im Rest Großbritanniens gültig sind). Nur die Geräuschkulisse verrät, wo man sich befindet: das sanfte Bellen der englischen Sprache mischt sich mit den schnatternden Tönen des Spanischen.

Die meisten "Attraktionen" der Stadt lassen wir links liegen, nur auf den Felsen von Gibraltar wollen wir. Vor fünf Jahren bin ich noch hoch gelaufen, diesmal gönnen wir uns die Fahrt mit der Seilbahn :-) Die Sicht ist nicht optimal, dennoch können wir in der Ferne klar und deutlich Afrika erkennen, den Kontinent, auf dem unsere Reise vor so langer Zeit begonnen hat. Lange starren wir auf die andere Seite und denken an all die verrückten Dinge, die wir dort erlebt haben, bevor wir uns an den Abstieg machen. Wir begegnen natürlich den omnipräsenten Berbermakaken, aber auch einem Einwohner des Felsen, mit dem wir nicht gerechnet hatten: eine Schlange! Nach unseren Schlangenbegegnungen in Australien und Asien ist es das vierte Mal, dass wir einem dieser unheimlichen Tiere begegnen. Und dieses Mal sind wir wirklich nah dran: nur einen Meter vor uns schlängelt sie sich gemütlich über den Weg, von unserer Abwesenheit vollkommen ungerührt. Unheimlich!

Schließlich sind wir zurück in der Stadt, und unsere müden Füße haben für einen Tag genug vom Laufen - wir sind froh, als wir unser Auto erreichen, und freuen uns auf einen ruhigen Abend. :-)

Dienstag, 3. Juni 2014

Ronda - eine Stadt am Abgrund

Hallo noch einmal! Nachdem wir - unfreiwilligerweise - ganze neun Tage in Malaga verbracht hatten (Börni hatte sich aus Indien zum Abschied noch einmal eine Magenverstimmung mitgebracht), haben wir uns kurzfristig dazu entschlossen, uns gegen Ende unserer Reise noch einmal den Luxus eines Mietwagens zu können und kurven jetzt in einem winzigen, aber nagelneuen Fiat Panda durch Andalusien :-) Erstes Ziel auf unserer Route war das winzige Städtchen Ronda in der Sierra de las Nieves. Eigentlich wäre es nur eines von zahllosen weißgetünchten Bergstädtchen der Region, würde es nicht von einer tiefen, schmalen Schlucht durchzogen, die zwei Stadtteile voneinander trennt. Drei Brücken kreuzen die Schlucht, auf denen die Touristen um die besten Fotos der atemberaubend schönen Berglandschaft im Hintergrund wetteifern. Des Weiteren ist Ronda bekannt als die Heimat des Stierkampfs, die Arena soll eine der schönsten Andalusiens sein. Wir haben sie jedoch nur von außen gesehen, 6,50€ Eintritt waren uns doch zu teuer für solch ein doch eher simples Gebäude. Mein Highlight in Ronda war jedoch das schmucke kleine Häuschen der Japanerin Toko und ihrem Ehemann, in dem wir übernachten durften. Es ist eines der alten, weißgetünchten Gebäude innerhalb der Stadtmauern mit einer hübschen kleinen Dachterrasse, von der aus man einen tollen Blick auf die Berge hat. So würde ich auch gerne wohnen!

Auf den Spuren Picassos

Guten Abend liebe Leser! Unser erster Stopp im schönen Spanien war also Malaga, die Heimatstadt des vielleicht berühmtesten Malers des 20.Jahrhunderts, Pablo Ruiz Picasso. Obowhl Picasso nur wenige Jahre in dieser Stadt gelebt hat, ist er doch immer noch allgegenwärtig. Es gibt eine Bar "Picasso", ein Büchergeschäft "Picasso", eine Sprachschule "Picasso", das Geburtshaus Picassos und natürlich das Picasso-Museum, um nur einige Beispiele zu nennen. Zufällig besuchten wir Malaga am letzten Sonntag des Monats, weshalb wir für das Geburtshaus und das Museum keinen Eintritt bezahlen mussten. Während sich das Geburtshaus vor allem auf Picassos Herkunft konzentriert, werden im Museum einige seiner Werke ausgestellt. Wir nahmen uns angemessen Zeit, beides zu würdigen und waren dennoch nach jeweils einer halben Stunde fertig :-) Wesentlich mehr Zeit verbrachten wir am größten Strand der Stadt, der Malagueta. Der Sand ist zwar eher grobkörnig und bräunlich als puderzuckerfein, dennoch tummeln sich hier Einheimische und Touristen gleichermaßen. Nach dem konservativen Indien für uns ziemlich gewöhnungsbedürftig war die Zahl der Damen jeden Alters, die ihre mehr oder weniger ansehnlichen Brüste gnadenlos nackt der Sonne aussetzten :-) Die größte Attraktion Malagas ist aber unserer Meinung nach die enorme Dichte an Bars, Cafes und Restaurants. Im Stadtzentrum gibt es mehr Bars als Geschäfte, und zur Siesta zwischen zwei und vier sowie ab zwanzig Uhr sind sie alle gut gefüllt! Zu einem Gläschen Bier oder Rotwein lässt man sich insbesondere alle möglichen Tapasvariationen schmecken: geräucherter Schinken, Tortilla, Salat aus gegrillten Paprika oder frittierte Fischhäppchen. Lecker!

Sonntag, 1. Juni 2014

Kulturschock rückwärts

Hallo liebe Leser,

Liebe Grüße aus Malaga, Spanien! Seit einer Woche sind wir also zurück in Europa. Was für eine Umstellung!

Das erste, was uns auffiel, als wir in Malaga aus dem Flieger gestiegen sind, war der Temperaturunterschied. Obwohl es hier mit 25-30 Grad keinesfalls kalt ist, mussten wir uns nach Wochen der Tropenhitze erst wieder eingewöhnen. Das Schöne an den gemäßigteren Temperaturen hier am Mittelmeer - man kann sich problemlos den ganzen Tag lang draußen aufhalten und muss sich nicht über die Mittagszeit in heruntergekühlten Hotelzimmern verstecken. Und wo verbringt man die sonnige Zeit am besten? Natürlich am Strand! Nur das Wasser ist uns zum Baden doch ein bisschen kalt hier ;-)

Eine weitere Überraschung war für uns, wie ruhig es hier doch eigentlich ist. Spanien ist ja im europäischen Vergleich kein besonders leises Land, doch im Vergleich zu dem alltäglichen Lärmpegel indischer Großstädte herrscht hier in Malaga geradezu himmlische Ruhe. Am Anfang war uns das fast ein bisschen unheimlich, so sehr hatten wir uns an die allgegenwärtige Geräuschkulisse gewöhnt! Kein Hupen, keine bettelnden Kinder, keine schrille Bollywoodmusik... nur die Touristenschlepper, die gibt es auch hier ;-)

Apropos Hupen: mit dem europäischen Straßenverkehr haben wir noch so unsere Probleme. Auf einmal gibt es wieder Gehsteige, Radwege und Ampeln, und alle halten sich an die Spielregeln. Allerdings kommen die Autos nach neun Monaten Linksverkehr auf einmal scheinbar von der falschen Seite, und es fällt uns immer noch schwer zu glauben, dass sie am Zebrastreifen wirklich anhalten. Den einen oder anderen panischen, aber vollkommen unnötigen Sprung zur Seite haben wir in den letzten Tagen noch hingelegt ;-)

Am meisten beeindruckt es mich aber, wie geordnet es hier in Europa doch zugeht. Die Straßen sind blitzsauber und die Luft ist so klar, dass das Licht der Sonne eine ganz andere Qualität hat. Die Häuser erscheinen mir riesig und sehen so unfassbar gepflegt aus, und das Wasser aus der Leitung kann man trinken, ohne sich den Tod zu holen. Sogar die Tatsache, dass aus dem Duschkopf wieder heißes Wasser kommt, ist für uns nach vier Monaten in Asien alles andere als eine Selbstverständlichkeit!

Es ist ein schönes Gefühl, wieder in heimatlicheren Gefilden zu sein :-)