Namaste liebe Leser!
Seit gerade einmal vierundzwanzig Stunden sind wir in Kathmandu, und schon gibt es so viel zu erzählen, dass man mehrere Blogposts damit füllen könnte! :-)
Schon der Flug hierher war ausgesprochen unterhaltsam. Lärmpegel und Verhalten der überwiegend nepalesischen Fluggäste erinnerten stark an hyperaktive Teenager auf Klassenfahrt. Anschnallen und sitzenbleiben, bis der Pilot das Anschnallzeichen ausschaltet - wozu das denn? Toilettentüren hinter sich verriegeln - wofür? Die Flugbegleiter bemühten sich ernsthaft, das Durcheinander unter Kontrolle zu halten. Vergeblich.
Dann der Anflug auf Kathmandu - wir hofften zumindest, dass sich dort unten irgendwo Kathmandu versteckte, zu sehen war davon in der Dunkelheit nämlich nichts. Stromrationierung ist in Nepal nach wie vor an der Tagesordnung. Kaum ein Licht erhellte also die pechschwarze Nacht dort draußen, bis wir schon fast da waren. Die eigentliche Landung war auch nichts für Angsthasen - nachdem wir fast einen Masten mit der Flügelspitze abrasiert hatten, legte der Pilot eine ordentliche Vollbremsung hin. War aber wohl ganz gut so, denn die knapp fünfzig Jahre alte Landebahn ist in so schlechtem Zustand, dass man sie für Großraumflugzeuge zeitweise schon sperren musste. Zu viele Schlaglöcher :-)
Nach gut einer Stunde hatten wir unsere Visa und unser Gepäck und machten uns auf den Weg zum Ausgang, wo wir von unserem Guest House abgeholt wurden. Das Auto war zwar bestimmt schon fünfzehn Jahre alt, aber im Vergleich zu den anderen auf dem Flughafenparkplatz definitiv eines der vertrauenserweckendsten. Durch schmale Straßen und noch schmalere Gassen kämpfte sich der Wagen in Richtung Guest House. Börni hat gelesen, dass in Kathmandu üblicherweise zuerst die Häuser gebaut werden und erst danach drumherum die Straßen entstehen - genauso sieht es auch aus! Die Kombination von fehlender Straßenbeleuchtung, extremem Smog und staubigen, ungeteerten Straßen hüllt die Stadt in ein gedämpftes Licht, das nur zögerlich Einzelheiten dem Auge preisgibt. Hier eine "Belly Dance Bar" (mit Dusche!), dort ein Geschäft namens "Ashole" (Was man da wohl kaufen kann?) - die ersten Eindrücke waren geradezu überwältigend. Den Abend haben wir daher in relativer Ruhe auf der Dachterrasse unseres momentanen Zuhauses verbracht. Nur schade, dass man in der Dunkelheit nicht viel von Kathmandu erkennen konnte.
Am heutigen Morgen führte uns unser erster Weg also wieder dort hinauf. Hell war es mittlerweile, aber mehr von Kathmandu zu sehen gab es trotzdem nicht: Die miefig-graue Smogwolke über der Stadt ist so dicht, dass man nur zwei-, dreihundert Meter weit sehen kann! Den Weg aufs Dach hätten wir uns nun wirklich sparen können ;-)
Den ganzen Tag über haben wir uns dann damit beschäftigt, uns auf das vielleicht größte Abenteuer unserer Reise vorzubereiten: übermorgen wollen wir uns auf den Weg machen, das Annapurna-Massiv zu umrunden. Zu Fuß, ohne Träger oder Guide. Nur Börni und ich und die höchsten Berge der Welt. Etwa drei Wochen braucht man für die gut 200 Kilometer, die uns bis auf 5400 Höhenmeter führen werden. Dafür brauchten wir natürlich entsprechende Trekking-Genehmigungen, die wir aber erstaunlich problemlos beim Nepal Tourism Office beantragen konnten (vier Passfotos waren in dieser fotofreudigen Gesellschaft dafür notwendig). Eine nepalesische Simkarte haben wir uns auch beschafft, diesmal wollte man neben einem Passfoto auch gleich Börnis Fingerabdrücke dafür haben! Weitere Ausrüstungsgegenstände wie Handschuhe, Mützen und lange Fleecehosen gegen die nächtliche Kälte erstanden wir dagegen völlig problemlos und supergünstig in den zahllosen Outdoorgeschäften im Backpackerviertel Thamel. Das Abenteuer Himmalaya kann also kommen! :-)
Ach ja, um zu guter Letzt noch einmal auf die Überschrift zurück zu kommen. Dass die Uhren hier anders gehen, ist durchaus wörtlich zu verstehen! Nicht vier, fünf oder sechs Stunden beträgt die Zeitverschiebung zu euch nach Hause, sondern genau vier Stunden und fünfundvierzig Minuten. Was für ein Symbol für die Einzigartigkeit dieses Landes!